Chris Kraus: Scherbentanz

Zum Inhalt

„Das größte Hindernis des Lebens ist die Erwartung, die vom Morgen abhängt. Du verlierst den heutigen Tag; was in der Hand des Schicksals liegt, ordnest du, was in der deinigen, lässest du fahren. Wohin richtest du deine Blicke, wohin deine Gedanken? Alles, was kommen wird, steht unsicher; lebe für die Gegenwart.“ (S. 221)

„Scherbentanz“ von Chris Kraus ist ein Buch, dass ich zunächst, als ich begann zu lesen, nicht einordnen konnte. Sprache und Stil waren sehr ungewöhnlich, sodass ich nicht sicher war, ob ich Zugang dazu finden würde. Doch relativ schnell hat mich genau das in seinen Bann gezogen.

Die Geschichte handelt von Jesko, einem jungen Modedesigner. Jesko ist krank, er hat Krebs. Doch anders als seine Familie, scheint er mit diesem Thema und der Auseinandersetzung mit dem Tod abgeschlossen zu haben. Dazu hilft ihm immer wieder sein kleines blaues Buch von Seneca, woraus er des Öfteren Passagen zitiert. Seine Familie jedoch will dies nicht akzeptieren und so wird seine seit langem verschollene Mutter ausfindig gemacht, um sie als Spenderin testen zu lassen. Im Laufe der Woche, die er mit ihr und der Freundin seines Bruders in einem Haus auf dem Grundstück seines Vaters verbringt, verändert sich sein Blick auf sie und auch auf sich und er beginnt sich zu öffnen.

Bibliografische Angaben

Chris Kraus: Scherbentanz
Diogenes Verlag
Taschenbuch

256 Seiten

ISBN: 9783257246360

Preis: 13,00 €

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Ich wusste zunächst nicht, fast ich von Jesko selbst halten soll. Finde ich ihn sympathisch, nachvollziehbar, arrogant, unnahbar? Doch was mit relativ bald an ihm gefallen hat war, dass er ehrlich zu sich selbst ist und ehrlich zu den Menschen um sich herum, und das hat ihn mir dann doch nach und nach sympathisch werden lassen.

Die Geschichte entwickelt im Lauf der Handlung, mit zunehmender Aufdeckung der Fassaden der einzelnen Personen und der Vergangenheit, ihren ganz eigenen Charme. Mal witzig, mal zärtlich, mal verletzlich und mal gnadenlos. Zwar dreht sich vieles um den Tod und die Auseinandersetzung damit, doch hat es Chris Kraus geschafft, einen wunderbaren Spagat mit seiner poetischen Sprache zu ziehen, dass auch die für mich manchmal etwas zu philosophischsten Passagen, am Ende einfach nur wunderschön waren.

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